Was die Bürger wirklich bewegt
Die Stimmung vieler Wählender vor der kommenden Bundestagswahl ist von starken Verlustgefühlen, Sorgen und Enttäuschung über die Politik geprägt
Die Stimmung vieler Wählender vor der kommenden Bundestagswahl ist von starken Verlustgefühlen, Sorgen und Enttäuschung über die Politik geprägt. Die Konsequenzen einer stotternden Wirtschaft, fehlgesteuerter Migration und bröckelnder Infrastruktur dringen zunehmend in den Alltag ein und erzeugen das Gefühl, in einem Problemstau ohne Ausweg festzustecken.
Das sind zentrale Ergebnisse der regelmäßig vor der Bundestagswahl von der unabhängigen Rheingold Marktforschung in Köln durchgeführten Wahlstudie, das sich auf qualitativ-psychologische Markt-, Kultur- und Gesellschaftsforschung spezialisiert hat.
„Die empfundene Ausweglosigkeit manifestiert sich gleich auf drei Ebenen“, sagt Studienleiter Stephan Grünewald. „Politisch fehlen überzeugende Visionen und weder die Kandidaten noch die Koalitionsoptionen überzeugen die Wählenden.“ Der in den letzten Jahren praktizierte Rückzug in private Wohlfühl-Blasen funktioniert meist nicht mehr als Beruhigungsstrategie. Insgesamt wird das einst so erfolgreiche Vorzeigeland Deutschland als marode erlebt. Die Menschen zeigen sich in ihren Grundfesten erschüttert und haben kaum Zuversicht, dass sich die Lage durch einen Regierungswechsel verbessern wird.
Die Ergebnisse der Studie im Detail:
1. Die Wählenden haben das Gefühl, dass Deutschland in einem gewaltigen Problemstau feststeckt – und sie es ausbaden müssen. Neben den oft als unwandelbar erlebten globalen Dauerkrisen – Krieg, Migration und Klimawandel – betreffen immer stärker nationale Krisen unmittelbar den Lebensalltag der Wähler und erschüttern die Menschen zunehmend. Vor allem die Folgen der Migration überschatten alle anderen Themen. Die Attentate der letzten Monate unterhöhlen das Sicherheitsempfinden im Land. Zudem wachsen die Ressentiments gegenüber Geflüchteten. „Vater“ Staat wird vorgeworfen, den „fremden Kindern“ mehr Zuwendung (Unterkünfte und Geld) zu bieten als den eigenen „Kindern“. Die hohe Inflation schwächt die Kaufkraft und schürt Verlust-Ängste. Gleichzeitig erschwert die desolate Infrastruktur (kaputte Straßen und Schienen, Ausfälle an Schulen und Kitas, schwerfällige Bürokratie,…) den Alltag der Menschen. Insgesamt wird das einst so erfolgreiche Vorzeigeland Deutschland als marode erlebt. Die Verteidigungsfähigkeit ist nicht gegeben und der Wirtschaftsmotor stockt. Viele Bürger quer durch alle Parteien fragen sich enttäuscht und traurig: „Was ist mit unserem schönen Land passiert?“
Die Verantwortung für den Problemstau und den Niedergang wird vor allem der Politik zugeschrieben. Während viele der Befragten betonen, dass sie sich abrackern und versuchen alles hinzubekommen, wird den Regierenden („die da oben“) angelastet, dass sie nur reden, sich im Streit verhaken und die Probleme nicht konsequent angehen. Als Leidtragende gestauter Probleme werden jedoch nicht die politischen Eliten gesehen, sondern die Bürger und Bürgerinnen. Zudem kommt mit Blick auf Inflation oder Rente immer wieder das Gefühl auf, dass sich der eigene Einsatz nicht lohne. Während sich Ältere sorgen, dass die Früchte ihrer jahrzehntelangen Arbeit „verspielt“ werden, fürchten die Jüngeren, dass sie nicht mehr in der Lage sein werden, sich etwas aufzubauen.
2. Der Rückzug ins private Schneckenhaus funktioniert kaum noch, da die Probleme zunehmend ins Private diffundieren.
Angesichts der Krisen haben die Menschen ihre Welt aufgespalten in eine private Welt, die noch halbwegs sicher und überschaubar ist und eine bedrohliche Außenwelt. Der in den letzten Jahren praktizierte Rückzug ins persönliche Schneckenhaus und in die Selbstbezüglichkeit funktioniert jedoch meist nicht mehr als Beruhigungs-Strategie. Die häusliche Biedermeier-Idylle lässt sich nicht mehr halten, weil vor allem drei Probleme das Private bedrohen:
Die mangelnde innere Sicherheit verstärkt die bestehenden Ohnmachtsgefühle.Der Preissteigerungen und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum führen dazu, dass sich manche Bürger wie Heimatvertriebene im eigenen Land fühlen.Die aufgeheizte Stimmung im Land und auch im eigenen Umfeld wird zunehmend als explosiv erlebt. Die Zündschnur im Kontakt mit Freunden oder Bekannten wird kürzer und viele haben das Gefühl, angesichts der Krisen auf einem Pulverfass zu sitzen.
3. Verlustängste forcieren erbitterte Verteilungsgefechte! Die Menschen haben derzeit wenig Zuversicht, dass sich die Lage durch einen Regierungswechsel ändern wird, es gibt derzeit keine Aufbruchstimmung im Land. Viele Wähler hatten sich in den letzten Jahren in einer Art Nachspielzeit eingerichtet. Sie hofften, die drohende Zeitenwende abzuwehren und die bestehenden Verhältnisse noch für einige Monate oder Jahre stabilisieren zu können. Jetzt fürchten sie das Ende der Nachspielzeit. Das Grundgefühl vieler Wähler ist von starken Verlustgefühlen geprägt. „Es wird nicht besser werden.“Die stotternde Wirtschaft und die Haushaltsdebatten der letzten Monate haben den Wählenden zudem verdeutlicht, dass nicht genug Geld zur Verfügung steht. Die knappen Kassen befeuern Verlustängste und führen zu erbitterten Verteilungskämpfen. Häufig wird beklagt, dass das Geld für die falschen Dinge ausgegeben wird – für die Ukraine, für Geflüchtete, für das Bürgergeld. Auch die in vielen Gesprächen erwähnten, von Deutschland angeblich mitfinanzierten, „Radwege in Peru“ werden als Beleg ange
führt, dass für die eigenen Bürger nicht genug getan wird: „Der Staat vergisst die eigenen Bürger und wringt sie aus.“
4. Verzweifelte Hoffnung und Wut als Ausdruck gespaltener Wirklichkeiten
Das Gefühl in einem riesigen Problemstau festzustecken und kaum noch Hoffnung auf einen wirklichen Ausweg zu haben, verstärkt die Spaltungstendenzen in der Gesellschaft. Mitunter hat man in den Tiefeninterviews den Eindruck, dass die befragten Wähler in komplett unterschiedlichen Wirklichkeiten leben, die Welt komplett anders wahrnehmen. Diese unterschiedlichen Wahrnehmungen führen auch zu völlig anderen Strategien, wie sich der Problemstau auflösen lässt.Das eher links-bürgerliche Lager fürchtet den Untergang des Abendlandes, wenn die AfD an die Macht kommen sollte. Dieses Lager beschwört die Normalität, kämpft für den Erhalt des Status Quo – mitunter idealisiert es die Zustände. Es ringt um Demokratie, sieht sich als Bollwerk des Guten und hofft, dass sich durch ihren demokratischen Einsatz der Problemstau letztlich wieder in Wohlgefallen auflöst. Das andere eher konservative oder AfD-nahe Lager hat das Gefühl, dass Deutschland sich bereits mitten im Untergang befindet.
Fassungslos beschreiben sie den maroden Zustand des Landes, beklagen die Inkompetenz der Regierenden, dramatisieren zum Teil die Lage und fühlen sich heimatlos im eigenen Land. Dieses Lager zeigt sich wütend und wetternd, fordert den radikalen Durchgriff und eine entschiedene Wende zurück zu alter Stärke.
5. Vertrauensverlust und große Enttäuschung vor allem im Hinblick auf die Ampel-Führer Das Grundgefühl vieler Wähler, dass die Regierung nicht mehr die eigenen Bürger im Blick hat, ist durch die Ampel drastisch verstärkt worden. Denn angesichts der riesigen Problemberge und Bedrohungen, die die Wähler in den letzten Jahren verspürten, gab es eine große Sehnsucht nach einer väterlichen und fürsorglichen Schutzmacht und einer richtungsgebenden Geschlossenheit.
Diese Sehnsucht ist vom Kanzler Olaf Scholz, aber auch von Christian Lindner und Robert Habeck bitter enttäuscht worden. Statt einer verlässlichen „väterlichen“ Schutzmacht erlebten die Wähler einen steten Bruderzwist. Die Wähler hatten das Gefühl, dass die Ampel-Führer hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt waren und weniger auf das Land und die Leute bezogen waren.
Durch den selbstbezüglichen Dauerzank der Regierenden fühlten sich die Wähler übergangen: „Das Land ist verwaist und wir wurden allein gelassen.“
Diese Enttäuschung und Kränkung schwingt beinahe in jedem Gespräch unterschwellig mit und hat die Protagonisten nachhaltig geschädigt. Viele Wähler sind irritiert und fassungslos, dass dennoch alle drei Spitzenpolitiker der Ampel erneut antreten: „Dreist, dass sich alle wieder aufstellen.“
6. Als Wunschkanzler wird der bodenständige und durchsetzungsstarke Macher mit Blick für deutsche Interessen gesucht – aber kein Kandidat erfüllt dieses Wunschprofil
Die in der Ampel nicht eingelöste Sehnsucht nach richtungsgebender Geschlossenheit und fürsorglicher Stärke wird auf den zukünftigen Kanzler bzw. die zukünftige Kanzlerin übertragen. Die Menschen wünschen sich einen bodenständigen Krisenmanager, weil sie selbst zunehmend den Boden unter den Füßen verlieren, auch in ihren Haltungen. Etwas ist komplett aus den Fugen geraten. Von der Politik wird Mut gefordert, aber die Menschen sind selbst angsterstarrt.
Im Wunschprofil der Wählenden wird daher, neben einer bodenständigen Zugewandtheit, die Fähigkeit zu einer durchsetzungsstarken Umsetzung genannt. Die Wahl Donald Trumps verschiebt auch das deutsche Wunschprofil in eine konservative und mitunter radikalere Richtung. Als „einfacher Macher“ soll der Kanzler wie Trump die Welt auch einfacher machen.Innovative Ideen sollen gepaart werden mit einem neuen Egoismus, frei nach dem Motto „Germany First.“ Der Kanzler oder die Kanzlerin soll Gefühl für das Land, die Menschen und die Kultur haben und sie idealerweise lieben und schützen.
Olaf Scholz – Projektionsfläche für alles, was schiefläuft
Der Kanzler dient selbst vielen SPD- Wählern als Projektionsfläche dafür, was alles in der Politik schiefläuft. Vor allem wird ihm angelastet, dass er die Ampel nicht mit Autorität zusammengehalten hat. Dafür wird vor allem seine Führungsschwäche verantwortlich gemacht, aber auch seine Kommunikationsdefizite, die ihn eher als unnahbar erscheinen lassen. In seinen oft zögerlichen und mutlos wirkenden Auftritten wird er zum Sinnbild für Gestautes. Lediglich im Fall der Taurus-Zurückhaltung wird ihm das als Besonnenheit angerechnet.Die bissige Lindner-Abkanzelung, mit der er das Ampel-Aus besiegelt hat, wird hingegen als vitales Lebenszeichen gesehen. Die ihm vorgeworfenen Erinnerungslücken im Hinblick auf die Cum-Ex-Affäre bringen unterschwellig die Enttäuschung der Menschen zum Ausdruck: „Er hat uns vergessen.“ Seine Stärke sehen die Wähler in seiner Besonnenheit: „Er treibt Deutschland nicht in den nächsten Krieg.“ Er erscheint jedoch als Mann der kleinen Schritte und Kanzler der kleinen Leute. Ihm wird nicht zugetraut, die gewaltigen Problemberge abzutragen und das Land zu versöhnen.
Dem Wunschprofil des bodenständigen, durchsetzungsstarken Krisenmanagers kam Boris Pistorius am nächsten. Ihm wird stets eine starke Präsenz attestiert. Er redet Klartext und spricht die Probleme an. Im Bunde mit der fürsorglichen SPD hätte seine Kandidatur Schlagkraft entwickeln können. Bei vielen Bürgern auch jenseits der SPD-Wählerschaft sind die Enttäuschung und der Frust riesig, dass er zugunsten „von Olaf-weiter-so-Scholz“ nicht zum Zuge kam. Der in den Umfragen der Menschen klar und deutlich artikulierte Wille mit Pistorius einen wirklichen Neuanfang zu wagen, wurde aus Sicht vieler Wähler zugunsten des persönlichen Machterhalts nicht umgesetzt. Das wurde als weitere Kränkung erlebt und verstärkt den Vertrauensverlust.
Friedrich Merz – „Hohes Tier“ zwischen Blackrock und Blackbox
Friedrich Merz gilt bei den Wählern als Favorit für das Kanzleramt. Seine Ambition für höhere Aufgaben wird häufig an seiner beeindruckenden Körpergröße festgemacht, die ihn als „hohes Tier“ erscheinen lassen. Die meisten Wähler trauen ihm zu, Deutschland im Ausland zu repräsentieren und anderen Staatslenkern selbstbewusst gegenüberzutreten. Andererseits wirkt er mitunter auch arrogant und abgehoben: „Er steht über den Leuten und ist nicht auf sie bezogen.“ Er gilt als konservativ und von ihm geht in der Krise nur ein vages Stabilitätsversprechen aus: „Zumindest wird es mit ihm nicht schlimmer.“ Merz traut man zwar die CDU-typische Wirtschaftskompetenz zu, allerdings fragen sich einige Wähler, ob Merz durch seine Blackrock-Vergangenheit nicht eher Kapital-Kompetenz hat, von der die „kleinen Leute“ nicht unbedingt profitieren.
Da die Wähler recht wenig von Friedrich Merz wissen, ist er als zukünftiger Kanzler auch eine Blackbox. Es fällt vielen schwer einzuschätzen, wohin er konkret steuern wird – zumal er als impulsiv gilt und man nicht genau weiß, welche Bindung er an Deutschland hat.
Robert Habeck – „die menschgewordene Wärmepumpe“
Robert Habeck wirkt auch auf Wähler, die ihn niemals wählen würden, menschlich zugewandt und sympathisch. Er begegnet den Menschen auf Augenhöhe und erscheint im Vergleich zu den anderen Ampelprotagonisten als „warmherzig und integer“. Für den ständigen Zank in der Ampel wird er am wenigsten verantwortlich gemacht. Durch seine vermittelnde Art und sein Umweltbewusstsein sorgt er im doppelten Sinne für ein gutes Klima. Er vermittelt Wärme im menschlichen Kontakt und wurde als „menschgewordenen Wärmepumpe“ charakterisiert.
Seine Fähigkeit zum persönlichen Austausch und zur Teamarbeit mit Annalena Baerbock lässt allerdings Zweifel an seiner persönlichen Durchsetzungsstärke aufkommen. Trotz seiner Erfolge bei der erfolgreichen Bewältigung der Energiekrise hat er nicht den Nimbus eines starken und väterlichen Krisenmanagers. Er erscheint den Wählern eher als der gute Onkel, der den Wählern – mitunter „pastorenhaft“ – die Welt erklärt: „Er gibt sich Mühe verstanden zu werden.“Im Hinblick auf die derzeit strauchelnde Wirtschaft wird ihm von vielen Wählern allerdings eine Mitschuld attestiert, die ihn als „inkompetent“ erscheinen lässt. Auch das Heizungsgesetz wird ihm angelastet, das den Ruf der Grünen als Bevormundungs- und Verbotspartei bekräftigt hat.
Christian Lindner – der ausrangierte Sternsinger
Während bei der Bundestagswahl 2021 noch eine Lindner-Verliebtheit bei vielen Wählern zu beobachten war, wird diesmal von den meisten kein positives Haar an Lindner gelassen. Er wird häufig als ein Mensch beschrieben, der sich selbst mehr liebt als das Land: „Er posed mit seinem neuesten Iphone und seinem Porsche.“ „Er hat nur sich selbst und seine Klientel im Blick.“ Er erscheint als ein Star, dessen Stern verglüht ist: „Das Ampel-Aus war sein letzter großer Auftritt.“
Das fast schon demonstrative Ignorieren Christian Lindners in den Interviews ist Ausdruck einer Enttäuschung, dass er sich „hinterrücks aus der Verantwortung gestohlen hat“. Die Enttäuschung über Christian Lindner hat aber schon lange vor dem Ampel-Aus begonnen. Bei der Wahl 2021 repräsentierte er mit seinem Freiheitsgeist und seiner Technologieoffenheit das innere Kind der Wähler. Sein Kernversprechen war, dass mit ihm in der Regierung ein unbeschränktes und ungebremstes Leben weiter möglich ist. Als Finanzminister musste er aber diese Freigiebigkeit zugunsten von Sparsamkeit und Kostenkontrolle aufgeben. Lindner erschien auf einmal geizig und altväterlich. Den inneren Widerspruch zwischen seinem Eintreten für die freie und ungebremste Fahrt auf deutschen Autobahnen und rigider Schuldenbremse (unter der auch die Infrastruktur leide), konnte er nicht auflösen.
Alice Weidel – die aristokratische Scharfrichterin
Alice Weidel ist die Kandidatin, die zwischen erfahrener Begeisterung und totaler Ablehnung am meisten polarisiert. Ihr Bild changiert zwischen einer unterkühlten Eiskönigin und einer unerbittlichen Scharfrichterin. Ihre „Ausstrahlung“ wird als repräsentativ und salonfähig beschrieben: „Sie könnte aus dem englischen Adel stammen“. Ihre aristokratische Aura und ihr Doktortitel lassen sie aber auch etwas distanziert und unterkühlt erscheinen: „Sie bleibt cool und lässt sich nicht provozieren.“ Warmherzige, fürsorgliche oder gar mütterliche Qualitäten werden nicht mit ihr in Verbindung gebracht. Sie wirkt eher wie eine rigide und streitbare Stiefmutter: „Sie redet keinem nach dem Mund.“ Die Wähler haben das Gefühl, dass sie keine Kontroverse scheut, und die Zustände im Land mit aller Schärfe aburteilt.
Dadurch wirkt sie aber auch sehr heißspornig und kampfeslustig. Die verspürte Stiefmütterlichkeit Weidels lässt aber auch Fragen aufkommen, inwieweit man ihr wirklich trauen kann und ob sie sich wirklich mit Deutschland verbunden fühlt: „Für sie gelten wohl andere Regeln, sie wohnt in der Schweiz, kandidiert aber für Deutschland.“
Sahra Wagenknecht – die aus der Zeit gefallene Märtyrerin
Sahra Wagenknecht wirkt wie eine Gestalt, die aus Raum und Zeit gefallen zu sein scheint. Sie entzieht sich dem politischen Spektrum, wirkt schwebend, losgelöst und schwer greifbar. Sie wird häufig als Friedensengel oder Lichtgestalt charakterisiert, was ihrer einerseits eine gewisse Strahlkraft verleiht, sie andererseits aber auch als erdenfern und entrückt erscheinen lässt. Durch ihre immergleiche Frisur und Kostümierung strahlt sie für die Probanden eine gewisse Verlässlichkeit aus, die aber auch als alttestamentarische Strenge erlebt werden kann. Durch ihre klare Sprache geht von ihr eine große Verführungskraft aus: „Sie wirkt wie eine Rattenfängerin, die sagt: ich führe Euch in ein neues Land.“ Dennoch erliegen die Wähler ihrer Verführungskraft nicht, da ihre Ziele und Lösungen letztlich unklar bleiben. Sie wirkt in ihrer Losgelöstheit solitär und weder an ihre Partei noch an die Menschen wirklich angebunden. Der Personenkult um Sarah Wagenknecht und ihre Russlandnähe ist vielen Wählern letztlich unheimlich. Sie wirkt in ihrem einsamen Kampf wie eine moderne Märtyrerin, die nach einer kurzen Strahlzeit zum Scheitern verurteilt ist.
Weitere Informationen und die gesamte Studie finden Interessierte unter:
www.rheingold-marktforschung.de