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Die unterschätzte Volkskrankheit

In Deutschland nehmen seit den Achtzigern gesundheitliche Risiken und Krankheiten wie Übergewicht, Fettleibigkeit (Adipositas ) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu. Mehr als die Hälfte der Erwachsenen in Europa ist zu dick. 59 Prozent der Erwachsenen leben in der EU demnach mit Übergewicht oder Fettleibigkeit. Der Anteil der Männer mit Übergewicht mit 63 Prozent ist demnach höher als der bei Frauen mit 54 Prozent. Deutschland lag bei den Erwachsenen leicht unter dem Durchschnitt. Dafür klafften die Unterschiede zwischen deutschen Frauen und Männern deutlicher auseinander als anderswo: Der Wert der Frauen lag unter 50, der der Männer bei 65 Prozent.
In der Altersklasse der Berufstätigen ist Übergewicht heutzutage in Deutschland keine Ausnahme mehr, sondern ein Normalzustand. Besorgniserregend ist auch der Anstieg von Übergewicht und Adipositas (starkes Übergewicht) sind in Deutschland ein ernst zu nehmendes Problem. In Deutschland nehmen Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 18 Jahren 16,3 Prozent ihrer Energiezufuhr aus freien Zuckern auf. Die Folgen zeigen sich auf der Waage: 15 Prozent der Kinder sind übergewichtig, 6,3 Prozent gelten bereits als fettleibig.
In der Folge können verschiedene Erkrankungen wie Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, Gelenkprobleme oder Depressionen auftreten. In der Kind­heit entwickeltes Übergewicht wird oft ein Leben lang beibehalten.
Dass die Entstehung von Übergewicht vielfältige Ursachen hat, ist bekannt. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung gepaart mit ausreichend Bewegung sind wichtige Bestandteile eines gesunden Lebensstils. Nicht zuletzt macht die hohe Verfügbarkeit
und der hohe Verzehr energiedichter Lebensmittel und Getränke es Verbrauchern schwer, sich ausgewogen und für ihre Bedürfnisse angemessen zu ernähren. Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft warnt vor den massiven gesundheitlichen Folgen durch starkes Übergewicht. Adipositas sei inzwischen die wichtigste Ursache für an Krankheit verlorene gesunde Lebensjahre in Europa – das werde von weiten Teilen der Bevölkerung und der Bundespolitik nach wie vor unterschätzt.
Ebenfalls unterschätzt wird der Zuckergehalt in Lebensmitteln, von denen man im Allgemeinen nicht glauben würde, wieviel Zucker darin versteckt ist. Die Verführung ist allgegenwärtig: Nach Angaben der Industrie lag das Angebot der in Deutschland hergestellten und nach Deutschland eingeführten Süßwaren und Knabberartikel im Jahr 2021 bei knapp 2,7 Millionen Tonnen, der Umsatz stieg sogar um 2,1 Prozent deutlich an und betrug 9,2 Milliarden (!) Euro. Zum letzten Weihnachten wurden circa 103 Millionen Schoko-Weihnachtsmänner verkauft, das letztjährige Osterfest haben sich die Deutschen mit 119 Millionen Schoko-Osterhasen versüßt. Zucker in Form von Glukose ist für uns ein lebenswichtiger Energielieferant. Er liefert uns den Kick für den Augenblick, macht uns leistungsfähig und lebendig. Wenn der Blutzuckerspiegel in den Keller sinkt, sind wir oft nur halbe Menschen, saft- und kraftlos. Zucker ist also ein sehr wichtiger Bestandteil im Leben.

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Was haben also Nikotin, Alkohol und Zucker gemeinsam? Unser Gehirn will immer mehr davon. Zu viel Zucker spielt bei der Entstehung von Diabetes und womöglich sogar bei Krebs eine Rolle. Statistisch gesehen verzehrt jeder Deutsche insgesamt 34 Kilogramm allein an Haushaltszucker pro Jahr. Obendrauf kommen noch Honig und Zuckerzusätze in Form von Sirup, Glukose und Fruktose in Säften und Obstkonserven. Das sind dann noch einmal zehn Kilo mehr im Jahr.
Dabei brauchen wir den Stoff gar nicht. Kohlenhydrate aus Brot oder Nudeln liefern die Energie, die unser Körper benötigt. Daraus kann er dann selbst Glukose herstellen - den Zucker, den die Zellen als Energiequelle verwenden. Dennoch werden immer mehr Produkte mit Fruchtzucker gesüßt - Ketchup, Fertiggerichte, Soßen oder Müslis beispielsweise. Das Wort „Frucht“ lässt den Zucker harmlos erscheinen. Deshalb werben manche Hersteller damit. Doch Fruchtzucker ist nicht kalorienärmer oder gesünder als normaler Zucker. Manchmal ist der Fruchtzucker aber auch gar nicht ausgewiesen. Eine spezielle Kennzeichnungspflicht für Fruchtzucker gibt es bisher nämlich nicht. Für Menschen mit einer Fruktose-Unverträglichkeit kann das zu gesundheitlichen Problemen führen.

Ist es in Ordnung, einfach weiter Zucker zu essen, solange man nicht dick wird? Nicht unbedingt, denn auch bei schlanken Menschen kann der Insulinhaushalt gestört sein. Wer sehr viel Zuckerhaltiges, vor allem aber Fruchtzucker verzehrt, muss aber nicht zwangsläufig an Leibesumfang zulegen. Es gibt auch sogenannte dicke Dünne. Sie sind äußerlich schlank. Aber bei ihnen sind dann die inneren Organe von ungesunden Fettschichten ummantelt. Etwa fünfzehn Prozent aller Typ-2-Diabetiker sind schlank. Auch sie können die Folgeerkrankungen treffen, bis hin zu Krebs. In Säften und Smoothies steckt mehr Zucker als Obst. Weintrauben enthalten so viel Fruchtzucker, dass sie fast schon als Süßigkeiten gelten müssten.
Viele Menschen unterschätzen besonders den Zuckergehalt von Fruchtsäften und Smoothies. Manche Smoothies enthalten, je nach Fruchtart, sogar mehr Zucker als in Cola enthalten ist. Denn sie bestehen aus Früchten in hochkonzentrierter Form mitsamt ihrem natürlichen Zuckergehalt. Doch so viele Früchte, wie in Säften oder Smoothies enthalten sind, kann man gar nicht essen. Beim Pürieren werden zudem die Ballaststoffe der Früchte zerstört, sodass der Zucker sehr schnell ins Blut gelangt.
Wer Obst isst, statt Saft zu trinken, nimmt deshalb weniger Trauben- und Fruchtzucker auf. Zudem ist Obst auch schwerer verdaulich als Saft. So wird der Traubenzucker auch langsamer ins Blut aufgenommen und entsprechend langsamer steigt der Insulinspiegel an. Smoothies also am besten wie Süßigkeiten nur in Maßen genießen oder noch besser stattdessen Früchte ganz verzehren. Aber auch manche Obstsorten wie kernlose Weintrauben lieber nur in Maßen essen, weil sie besonders viel Zucker enthalten. Man kann sie schon fast als Süßigkeiten ansehen. In Beeren hingegen, Himbeeren oder Blaubeeren etwa, ist der Zuckergehalt geringer. Süßer Geschmack verkauft sich gut, deshalb enthalten fast alle Fertiggerichte Zucker als Geschmacksverstärker. Zudem dient er der Lebensmittelindustrie als billiger Füllstoff. Doch Zucker regt im Gehirn die gleichen Regionen an wie Alkohol oder Nikotin. Es gibt sichere Hinweise darauf, dass Zucker süchtig machen kann. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit forschen an dem Thema. Zudem gibt es Untersuchungen, die sich mit der Frage beschäftigen, ob Zucker womöglich die Entstehung von Krebs fördert und ob eine zuckerfreie Ernährung gegen die Krankheit hilft.

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Zu viel Zucker schadet den Zähnen, macht dick und erhöht das Risiko für Diabetes. Kinder sollten deshalb den sparsamen Konsum von Süßigkeiten genauso lernen wie den vorsichtigen Umgang mit Messer, Gabel, Schere und anderen Risiken, empfiehlt die Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Stellungnahme.
Die DGE empfiehlt Verbrauchern in ihren „10 Regeln für eine vollwertige Ernährung“, Zucker generell einzusparen. Danach kann, wer stark verarbeitete und zuckergesüßte Lebensmittel selten und maßvoll verzehrt und zuckergesüßte Getränke durch Wasser oder ungesüßte Tees ersetzt, die Zufuhr freier Zucker reduzieren.

Kinder sollten sich erst gar nicht an eine hohe Zuckerzufuhr und den damit verbundenen Süßgeschmack gewöhnen. Speziell für Kinder beworbene Lebensmittel sind oft stark zuckerhaltig und deshalb überflüssig.
Ach wie süß! „Die Vorliebe aller Menschen für Süßes besteht von der Geburt an“, berichtet Professor Berthold Koletzko: „Sie wird schon durch den leicht süßen Geschmack der Muttermilch oder der Babynahrung geprägt“. Seit je gilt in aller Welt der Begriff „süß“ auch für „lieb“ und „geliebt“. Englische Kosenamen lauten „sweetheart“ oder „honey“, Italiener sprechen von „dolce vita“, die ungarische Mutter heißt „édesanyu“ (süße Mutti). Den meisten Menschen wird es beim Anblick eines „süßen“ Babys weich ums Herz.

Kinder lieben also Süßes, zu viel Süßes ist aber ungesund - damit ist der Konflikt vorprogrammiert, egal, wie sich Eltern auch immer verhalten: Ob sie ihren Kindern Süßigkeiten geben oder sie ihnen vorenthalten, immer haben sie ein schlechtes Gefühl dabei. Wie findet man den Weg aus diesem Dilemma? Die folgenden Vorschläge der Stiftung Kindergesundheit könnten dabei helfen:
Ein Kind muss richtig naschen lernen
Genauso wie Kinder lernen müssen, dass man vor dem Überqueren der Straße erst nach links und rechts schaut, sollte man ihnen schon früh erklären, dass zu viel Süßes ihren Zähnen schaden kann.

Auf den versteckten Zucker achten:
In vielen abgepackten Lebensmitteln ist Zucker enthalten, oft sogar in großen Mengen. Immer wenn die Zutatenliste irgendetwas mit der Endung „ose“ enthält, ist Zucker drin. Tomatenketchup besteht zu 50 Prozent, Currysauce zu 17,9 Prozent, Dosenkraut zu 12,12 Prozent aus Zucker. Auch Kartoffelpuffer, Rauchwürste oder Leberpastete werden oft mit Zucker gewürzt. „Kinder lieben nun einmal Süßes“, räumt Professor Koletzko ein. „Kein vernünftiger Mensch käme deshalb auf den Gedanken, den Kindern alles Süße zu verbieten“. Die Stiftung Kindergesundheit plädiert stattdessen dafür, in den Familien von Anfang an feste Regeln im Umgang mit Süßigkeiten aufzustellen und so dem Kind zu helfen, sein eigenes Maß zu finden. Man sollte Süßigkeiten niemals als Belohnung, Druckmittel oder Strafe nutzen. Dann bleiben Süßigkeiten lediglich wohlschmeckende Nahrungsmittel und bekommen keinen übertriebenen Gefühlswert.
Bisher haben verhaltenspräventive Maßnahmen zur Förderung gesundheitsfördernder Lebensstile nicht zur gewünschten Reduktion von Übergewicht bzw. Adipositas und den damit assoziierten ernährungsmitbedingten Erkrankungen geführt.
Langfristig ist eine abgestimmte Kombination von Verhaltensprävention mit verschiedenen verbindlichen Maßnahmen der Verhältnisprävention, d. h. ein ganzheitlicher Ansatz, sinnvoll, um dem multikausalen Problem von Übergewicht bzw. Adipositas sowie den assoziierten ernährungsmitbedingten Erkrankungen gerecht zu werden. (Quelle: DEG)

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