Einblicke. Selten Gezeigtes aus dem Museumsmagazin
Bei einem Museumsbesuch gibt es viel Interessantes, Altes, gelegentlich auch Neues, Kurioses und Seltenes zu entdecken. Der größte Teil vieler Museumssammlungen bleibt allerdings den Besuchern und Besucherinnen verborgen, lagert gut gesichert in Regalen, Schubladen und Schränken in den Magazinen. Da das Sammeln und Bewahren zu den zentralen Aufgaben eines Museums gehört, ist dies nicht ungewöhnlich. Zum Abschluss eines Projekts zur digitalen Aufarbeitung unseres Sammlungsbestands bringen wir selten oder bisher noch nie gezeigte Exponate aus den dunklen Magazinkellern in die hellen Ausstellungsräume.
Zunächst bestand die Sammlung überwiegend aus Ritualgegenständen. Im Laufe von drei Jahrzehnten entwickelte sie sich aber heterogen weiter: Grafiken, Aquarelle, Gemälde, Bücher vom 16. Jahrhundert an, sowie Schriftstücke und Dokumente gehören heute ebenso dazu wie Alltagsgegenstände aus jüdischem Familienbesitz. Neu ist der Bereich der Fotografie mit zeitgenössischen SW-Aufnahmen des Fotografen Dirk Vogel. Auch ein kleiner Bestand an Schallplatten, vorwiegend deutsche Produktionen aus den späten 1960er und 1970er Jahren mit synagogaler und jiddischer Musik, wurde in die Sammlung integriert.
Die Ausstellung zeigt Objekte, die sich schon seit Jahrzehnten im Magazin befinden, aber auch Neuzugänge der vergangenen Jahre, und gibt damit Einblick in ein Stück Museumsgeschichte.
Die Ausstellung ist Teil eines längeren Projekts zur Digitalisierung des Exponatebestands. Die Objekte sind zwar schon größtenteils seit fünfzehn Jahren in einer Datenbank erfasst, allerdings waren die Fotos noch analog erstellt worden. Inzwischen ist fast der gesamte Bestand digital fotografiert bzw. gescannt. Die aktuelle Datenbank erlaubt ein schnelles Suchen nach bestimmten Objekten, zu jedem Objekt gibt es mindestens ein Foto. Im Sommer wird der größte Teil des Objektbestands auch im Internet für Recherchen zur Verfügung stehen. Bei der Sammlungsaufarbeitung fielen dem Kurator immer wieder Objekte auf, die schon lange nicht mehr gezeigt worden waren oder noch nie gezeigt wurden. So entstand schließlich diese Ausstellung.
Die Ausstellung wird vom 23. April bis 25. Juni 2023 gezeigt.
Öffnungszeiten: Montag geschlossen, Di - Fre. 10:00 - 12:30 Uhr und 14:00 - 17:00 Uhr; Sa, So, Feiertage 14:00 - 17:00 Uhr
Verein für jüdische Geschichte und Religion e.V.
- Julius-Ambrunn-Straße 1
46282 Dorsten
Bierkrug mit Brauerstern
Unabhängig von der Entwicklung des Hexagramms zum Davidstern ist der Stern vor allem in Deutschland als altes Symbol der Bierbrauer und des Brauausschanks bekannt. Der Brauerstern kann bereits im Jahr 1397 in Nürnberg nachgewiesen werden. Es waren vorwiegend Brauereien und Gaststätten im süddeutschen Raum, die den Stern verwendeten. Auch heute kann man den Stern noch gelegentlich entdecken.
Schtreimel, Fellhut
Der Schtreimel ist eine Kopfbedeckung, die heute vor allem verheiratete chassidische Juden während religiöser Feste und Feiern tragen.
Schellack-Schallplatte
Lipper Schützen, gesungen von Joseph Plaut
Schellack, Deutschland, 1928
Das Lied über die Lipper Schützen dürfte im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 entstanden sein. Durch Bühnenauftritte und mehrere Schallplattenaufnahmen machte der in Detmold gebürtige Joseph Plaut das Lied weiten Kreisen ab Mitte der 1920er Jahre bekannt. Die Schellackplatte stammt aus dem Jahr 1928.
Purimrassel - Hamanklopfer
Die hölzerne Ratsche kommt am Purimfest bei der Lesung des Buchs Esther in der Synagoge zum Einsatz. Juden und Jüdinnen feiern an diesem Fest die Rettung ihres Volks vor der Ermordung in Persien. Durch eine böse Intrige erwirkt Haman, ein Günstling des persischen Königs Ahaschverosch, die Zusage des Königs für die Ermordung aller Juden im Reich zu einem gewissen Stichtag, der per Los („Pur“) ermittelt wurde. Esther, die Frau des persischen Königs, die sich nun selbst als Jüdin zu erkennen gibt, kann die geplante Liquidierung ihres Volkes stoppen.
Daher wird am Abend des Festes in der Synagoge die Esther-Geschichte aus der Esther-Rolle gelesen. Wenn beim Vorlesen der Name des Bösewichts Haman fällt, beginnen die Gottesdienstbesucher, so viel Lärm wie möglich zu machen, durch klopfen, stampfen oder ratschen.
Die Rechte für die Fotos und die Texte liegen alle beim Jüdisches Museum.