Corona-Hunde und Wühltischwelpen belasten Tierheime
In der Corona-Zeit haben sich viele Menschen den Traum vom eigenen Haustier erfüllt. Zeit war ausreichend vorhanden, die Kinder brauchten eine Beschäftigung, und in der sozialen Isolation suchten manche nach etwas tierischer Gesellschaft. (dgk) Besonders Hunde waren gefragt. Doch in vielen Familien zogen mit dem Vierbeiner auch Stress, Überforderung, ja sogar Gewalt die eigenen vier Wände ein. Für die Heime der Tierschutzvereine ist das ein großes Problem. Bundesweit sind viele Tierheime an der Belastungsgrenze. So platzt auch "Tiere in Not Odenwald" in Reichelsheim aus allen Nähten. "Wir können keine Hunde mehr nehmen", klagt Leiterin Ute Heberer im Gespräch mit dem Hessischen Rundfunk. "Wir wissen einfach nicht mehr, wohin mit den Tieren." Das Problem: Viele der Hunde, die jetzt den Heimen angeboten werden, sind aggressiv oder verhaltensauffällig. "Wir reden hier nicht vom Pudel, der nicht stubenrein wird, sondern von Rassen, die Familienangehörige und kleine Kinder ins Krankenhaus beißen", so die Heberer, die auch zweite Vorsitzende des Tierschutzbundes Hessen ist. Diese Tiere ließen sich auch nicht mehr vermitteln. "Manch einer hat sich vollkommen hirnlos während der Corona-Lockdowns einen Hund zugelegt und kommt jetzt nicht mehr klar. ", so Heberer. "Auf Ebay zum Beispiel werden mit gewissenloser Profitgier Hunde verscherbelt. Hinterhof-Züchter machen gerade das große Geld." Die Vierbeiner, meist noch Welpen, werden zu früh von der Mutter getrennt, illegal aus dem Ausland hereingeschmuggelt und haben meist falsche Papiere. Mit unseriöser Hundezucht lässt sich schnell viel Geld machen. Mit dem Kauf illegaler Welpen und Hunde unterstützt man das tierschutzwidrige, kriminelle Vorgehen der Händler. Vor diesen Welpen aus dem Internet warnt auch die „Initiative Wühltischwelpen“, ein Zusammenschluss zahlreicher namhafter Organisationen wie der Deutsche Tierschutzbund, Tasso, die Organisation „Vier Pfoten“ oder die tierärztliche Vereinigung für Tierschutz. Online angeboten werden oft reinrassige Tiere gefragter Rassen, deren Preise unter dem liegen, was seriöse Züchter nehmen. Solche Hunde sind oft krank, denn den Händlern geht es nur ums Geld und nicht um das Wohlergehen der Tiere. Meist sind sie nicht richtig sozialisiert und entwickeln besonders häufig Angst- und Aggressionsverhalten. Die ARD-Sendung Plusminus spricht von einer Welpen-Mafia. Demnach stammen die Tiere oft aus „Fabriken“ in Osteuropa: „die Mütter angebunden im Dreck, die Welpen verängstigt und schwach“. Eingepfercht in enge Kisten oder Kofferräume kommen sie illegal oder mit gefälschten Papieren über die Grenze, so Plusminus. Viele haben demnach Darmerkrankungen, Staupe und im schlimmsten Fall Tollwut. "Der illegale Welpenhandel ist ein Milliardengeschäft (…), eine organisierte Bandenkriminalität.“, so Birgitt Thiesmann von der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“.