Impfung wirkt – auch ohne Kopfschmerz oder Fieber
KSätze wie „Ich war einen Tag lang todmüde!“ und „Hat Dir auch so der Arm wehgetan?“, hört man derzeit landauf, landab. Impfungen und Impfnebenwirkungen sind seit dem Start der Impfkampagne gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 das Thema schlechthin. Und (fast) jede/r kann mitreden. Oftmals geben Ärztinnen und Ärzte den frisch Geimpften mit auf den Weg, dass sie sich nicht beunruhigen bräuchten, wenn die Impfstelle schmerzt, leichtes Fieber auftritt, der Bauch rumort oder man müde ist. Denn das ist Ausdruck, dass das Abwehrsystem arbeitet und die Impfung wirkt. Aber sind derlei Impfreaktionen tatsächlich ein Gradmesser für die Wirksamkeit der Impfung oder umgekehrt: Wer nichts spürt, der hat auch keinen Impfschutz? (dgk) Jeder Mensch reagiert anders auf eine Impfung. Das hängt natürlich einerseits mit der Art des verabreichten Impfstoffes zusammen, aber auch mit ganz individuellen Faktoren. „Zum Beispiel weiß man, dass Allergiker oftmals empfindlicher und eher auch mit lokalen Reaktionen an der Impfstelle (Rötung, schmerzhafte Schwellung) reagieren – ohne dass sie tatsächlich allergisch auf Impfstoffbestandteile wären.“, erläutert die ärztliche Leiterin des Deutschen Grünen Kreuzes in Marburg, Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt. Grundsätzlich aber sind das Auftreten von Impfreaktionen an sich oder deren Ausprägung nicht als Maß anzusehen, ob oder wie gut eine Impfung wirkt. So äußert sich Dr. Peggy Riese vom HelmholtzZentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, dass die gleiche Wahrscheinlichkeit für den Aufbau des Impfschutzes besteht, unabhängig davon, ob jemand Impfnebenwirkungen verspürt oder nicht. Denn für Fieber und Müdigkeit ist nicht der spezifische Anteil des Immunsystems, der den Impfschutz aufbaut, verantwortlich, sondern es sind in der Regel Reaktionen des sogenannten „angeborenen Immunsystems“. Das werde nach einer Impfung als erstes aktiviert und signalisiere dem Körper eine potenzielle Gefahr durch einen fremden Eindringling, erklärt Dr. Peggy Riese. Und „Eindringlinge“ sind in diesem Fall die Bestandteile eines Impfstoffes. Symptome nach einer Impfung seien „kein Gradmesser für die Stärke des Impfschutzes“, bestätigt auch Dr. Christine Falk, Professorin am Institut für Transplantationsimmunologie an der Medizinischen Hochschule Hannover und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Menschen könnten komplett symptomfrei sein und dennoch einen starken Schutz ausbilden. Umgekehrt hätten in Studien zur Zulassung der Covid-19-Impfstoffe aber auch Menschen Symptome gezeigt, die nur ein Placebo bekommen hätten.