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Nehmt sie ernst!

Junge Menschen wollen gehört und beteiligt werden

Die Stimme der Jugendlichen ist lauter geworden. Laut einer Befragung fühlen sich Kinder und Jugendliche insbesondere in der Schule und von der Politik nicht ernst genommen. Dabei könnte die Politik viel lernen: über den Zusammenhang von Sicherheit, Gewalterfahrungen und Armut.

Die wichtigsten Themen für Kinder und Jugendliche in Deutschland sind Vertrauen, Zugehörigkeit, Sicherheit und Selbstbestimmung. Ihren Eltern stellen die Heranwachsenden ein gutes Zeugnis aus. Doch ein großer Teil der jungen Menschen fühlt sich nicht ernst genommen und nur unzureichend beteiligt. Je älter sie werden, desto weniger haben Jugendliche den Eindruck, in der Schule mitgestalten zu können. Nur 34 Prozent der 14-Jährigen können dort aus ihrer Sicht mitbestimmen, bei den Achtjährigen ist es immerhin noch jeder zweite. Zu diesen Ergebnissen kommt die repräsentative Studie Children's Worlds+, die Sabine Andresen von der Universität Frankfurt in unserem Auftrag durchgeführt hat. 

Sicherheit und Vertrauen sind entscheidende Themen für Kinder und Jugendliche

Besonders besorgt sind Kinder wegen Ausgrenzungs- und Gewalterfahrungen an Schulen. So beklagen viele Kinder an ihrer Schule im vergangenen Monat gehänselt, absichtlich gehauen oder ausgegrenzt worden zu sein. Je nach Schultyp unterscheiden sich die Erfahrungen: In Gesamt- und Sekundarschulen geben 39 Prozent der Befragten an, mindestens zwei der genannten Übergriffsformen (Hänseln, Hauen, Ausgrenzen) erlebt zu haben, rund 35 Prozent an Haupt- und Realschulen sowie 29 Prozent an Gymnasien. Für Jörg Dräger, Vorstand unserer Stiftung, sind die Zahlen erschreckend:

Die Grafik stellt die Ausgrenzungs- und Gewalterfahrungen an Schulen dar. Schülerinnen und Schüler im Alter von 10-14 Jahren geben je nach Schultyp an, welche Formen von Gewalt (Hauen, Hänseln, Ausgrenzen) sie schon erlebt haben.
Viele Jugendliche beklagen zudem, dass in den weiterführenden Schulen zu wenig Vertrauenspersonen für sie zur Verfügung stehen. Je älter die Kinder werden, desto weniger haben sie das Gefühl, dass ihre Lehrer ihnen zuhören und sie ernst nehmen: Bei den Achtjährigen stimmen dieser Aussage noch 79 Prozent sehr bzw. voll zu, bei den Vierzehnjährigen nur noch 57 Prozent. Ihren Eltern und Freunden stellen die Jugendlichen ein gutes Zeugnis aus – sie hören ihnen in den allermeisten Fällen zu, nehmen sie ernst und sind bei Problemen für sie da. Sie erkennen aber sehr wohl, dass die Eltern dabei häufig einen Spagat zwischen Erwerbs- und Familienzeit machen. 
Die Studie zeigt aber auch, dass viele Kinder ihre Rechte nicht oder nicht richtig kennen. An Gymnasien haben 47 Prozent der Jugendlichen kein oder nur unsicheres Wissen über ihre Rechte, an Grundschulen sind es sogar 63 Prozent der Kinder. Andresen sieht hier dringenden Handlungsbedarf seitens der Politik: „Im 30. Jahr der UN-Kinderrechtskonvention ist es ernüchternd, dass Kinder und Jugendliche oft ihre Rechte nicht kennen – das müsste dringend verbessert werden.

Kinder mit materiellen Sorgen machen häufiger Gewalterfahrungen

Insgesamt beschreiben die Kinder und Jugendlichen, materiell gut versorgt zu sein. Sie geben zudem differenziert darüber Auskunft, was sie zum Leben brauchen und unterscheiden zwischen Grundbedürfnissen und Luxusgütern. So ist der Besitz eines Handys heute für ältere Kinder selbstverständlich. Bei den Achtjährigen besitzen knapp 60 Prozent kein Handy. Die Hälfte davon gibt aber auch an, kein Handy zu wollen oder zu brauchen. Trotz der grundsätzlich guten Ausstattung machen sich rund 52 Prozent der Heranwachsenden Sorgen um die finanzielle Situation ihrer Familie – 16,3 Prozent davon immer bzw. oft und 35,5 Prozent manchmal. Diese Kinder werden häufiger gehänselt, ausgegrenzt und absichtlich gehauen als Gleichaltrige ohne finanzielle Sorgen. Sie fühlen sich zu Hause, in der Schule und Nachbarschaft häufiger nicht sicher. Sie besitzen außerdem weniger Güter, die in Deutschland zu einer normalen Kindheit dazu gehören und haben weniger Möglichkeiten, Dinge mit ihren Freunden zu unternehmen, die Geld kosten. Dazu Dräger: "Wir müssen Kinderarmut konsequenter vermeiden. Das verbessert die materielle Situation der Betroffenen, lässt sie weniger Sorgen erleben und seltener Opfer von physischer und psychischer Gewalt werden."

Mit Bedarfserhebung und Teilhabegeld Kinderarmut verhindern

Mit Blick auf die Studienergebnisse ist für Dräger klar: "Wir müssen Kinder und Jugendliche ernst nehmen. Das bedeutet, sie systematisch und regelmäßig zu befragen und ihr Wissen in der Politik zu berücksichtigen. Nur mit einer solchen neuen Form der Sozialberichterstattung können wir sinnvolle Maßnahmen umsetzen, die Armut vermeiden und Teilhabe ermöglichen." Dräger fordert darauf aufbauend eine gezieltere finanzielle Unterstützung: "Das Teilhabegeld soll sich an den Bedarfen von Kindern und Jugendlichen orientieren, wird mit dem Einkommen der Eltern abgeschmolzen und wirkt so gezielt gegen Kinderarmut." Doch auch Bildungsinstitutionen und Infrastruktur vor Ort müssten so gestaltet sein, dass sie zum Leben von Kindern und Jugendlichen heute passen, so Dräger.

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