Lebenszufriedenheit auf hohem Niveau
Meckern, weil man drei Wochen auf einen Hautarzttermin warten muss, oder es im Supermarkt schon wieder keine Passionsfrüchte gab, der Benzinpreis ist auch zu hoch und überhaupt könnte alles viel besser sein. Wie zufrieden oder unzufrieden sind die Deutschen eigentlich? Mal ehrlich, wer jammert, tut dies sicherlich auf sehr hohem Niveau verglichen mit dem was im Rest der Welt so als Standard gilt. Da braucht der Einzelne auch nicht so weit zu schauen. Nehmen wir als Beispiel das englische Gesundheitssystem. Viel zu wenig Ärzte gibt es dort und die Anzahl der Patienten, die wegen Überlastung abgewiesen werden mussten, haben in diesem Jahr ein historisches Hoch erreicht. Deutschland ist ein reiches Land, die Arbeitslosenzahlen sinken, unser Gesundheitssystem ist eines der besten weltweit und die Wirtschaft floriert.Wissenschaftlich beleuchtet die Deutsche Post alljährlich die Lebenszufriedenheit hierzulande und die scheint auch in diesem Jahr auf hohem Niveau geblieben zu sein. Laut der Studie liegt das Lebensglück der Deutschen bei 7,05 Punkten auf einer Skala von 0 bis 10. Damit wird das Ergebnis von 7,07 Punkten aus dem Vorjahr bestätigt. Während die Westdeutschen im Vergleich zu 2017 nur etwas weniger glücklich sind, bleibt das ostdeutsche Glücksniveau unverändert. Der aktuelle Glücksabstand zwischen West -und Ostdeutschland verringerte sich auf 0,20 Punkte. An der Spitze des regionalen „Glücksrankings“ steht unangefochten Schleswig -Holstein, das Schlusslicht ist Brandenburg.
Doch ist es nicht generell Glück, in einem Land wie diesem zu leben? Denn wie sieht es im weltweiten Vergleich aus? Wie ist zum Beispiel die Armutsgrenze einzuschätzen. Arm sein in Deutschland hat eine ganz andere Bedeutung als Arm sein in Afrika oder auf den Philippinen .Für reiche Staaten ist deshalb die relative Einkommensarmut das gebräuchliche Maß. Denn in anderen Ländern bedeutet Armut einen Zustand, der ganz unmittelbar das Überleben gefährdet. Im Jemen sterben 50.000 Kinder pro Jahr und es ist derzeit der schlimmste Ort auf der Welt für ein Kind. Über 1,8 Millionen Kinder leiden an akuter Mangelernährung. 400.000 von ihnen sind so schwer unterernährt, dass sie in Lebensgefahr sind so UNICEF in einem aktuellen Bericht. Der Krieg hat die Infrastruktur verwüstet und zu einer schweren Wirtschaftskrise mit einem massiven Verfall der Währung im ärmsten Land der arabischen Welt geführt. Hierdurch können sich immer mehr Familien keine Grundnahrungsmittel mehr leisten. Es besteht die akute Gefahr, dass noch mehr Kinder in eine lebensbedrohliche Situation geraten. Über eine Million Kinder sind innerhalb des Landes auf der Flucht vor der Gewalt. Krankheiten, wie Cholera oder lebensgefährlicher Durchfall, breiten sich aus. Die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung ist vielerorts zusammengebrochen. Über die Hälfte der Krankenhäuser und Gesundheitsstationen sind nicht mehr funktionsfähig, weil sie beschädigt wurden oder kein Personal mehr zur Verfügung steht. Seit zwei Jahren wurden keine Gehälter mehr bezahlt. Viele Schulen bleiben geschlossen.
In der Europäischen Union werden Menschen als arm eingestuft, die monatlich weniger als 60 Prozent des nationalen Mittelwerts verdienen. In Deutschland entspricht dies etwa 930 Euro.
Worum machen sich die Bürger hierzulande Sorgen? Beinahe 90 Prozent der Bevölkerung sorgte sich um den sozialen Zusammenhalt in Deutschland, so das Ergebnis von Umfragen, des Paritätischen Wohlfahrstverbandes.
Demnach machen sich, unabhängig von der persönlichen Einkommenssituation über die Hälfte der Bevölkerung Sorgen um den sozialen Zusammenhalt, mehr als ein Drittel sogar große Sorgen. Besonders beim Thema Langzeitarbeitslosigkeit und der Bekämpfung von Altersarmut ist die Bevölkerung sehr sensibilisiert. Kein Wunder, betrachtet man den Demografischen Wandel.
Worum müssen wir uns hierzulande keine Sorgen machen? Alltägliche Dinge, die wir als völlig normal ansehen, so selbstverständlich wie das Ein- und Ausatmen sozusagen.
Es ist völlig normal, das die Feuerwehr anrückt, wenn es brennt, der Krankenwagen oder auch ein Hubschrauber uns im Falle eines Unfalls abtransportiert, ein Krankenhaus immer geöffnet hat, wir die Polizei rufen können, wenn wir uns bedroht fühlen und aus dem Wasserhahn sauberes Wasser fließt- egal zu welcher Uhr- und Jahreszeit. Wir fahren auf Straßen mit Flüsterasphalt, stecken unsere Elektrogeräte in Steckdosen und geben laut neuesten Studienergebnissen mehr Geld für Kosmetik als für Lebensmittel aus. Viele Generationen sehen mittlerweile Jahrzehnte ohne Krieg als völlig selbstverständlich an. Und da ist ja auch noch unser Staat. Demokratie als Selbstverständlichkeit? Hierzulande schon, scheinbar machen sich viele Deutsche keine Gedanken darüber, wie die Tendenz zu bestimmten Parteigruppierungen genau dieses Privileg gefährdet, schlimmer noch, die meisten sehen es überhaupt nicht als Privileg. Laut Amnesty International verzeichnete zum Beispiel Venezuela 2016 die höchste Mordrate in der Geschichte des Landes: mehr als 21.700 Menschen kamen aufgrund der unsicheren Lage im Land ums Leben. Im vergangenen Jahr waren mindestens 95 Prozent der Opfer junge Männer im Alter zwischen zwölf und 44 Jahren, sie wurden sowohl von Straftätern als auch von Sicherheitskräften umgebracht. Amnesty geht davon aus, dass alleine 2016 zwischen 65.000 und 87.000 Menschen Opfer von Gewalt wurden. Im Jahr 2017 bezifferte die venezolanische Regierung in einem Tweet die Mordrate im Land auf 62 pro 100.000 Menschen. Dabei klammerte sie jedoch die von den Sicherheitskräften begangenen Tötungen völlig aus. Nichtregierungsorganisationen gehen von einer weit höheren Mordrate (89 auf 100.000) aus.
Sie meckern über Zuwanderer? Die Zuwanderung aus anderen Ländern der EU hat das BIP-Wachstum Deutschlands in den Jahren 2011 bis 2016 um durchschnittlich 0,2 Prozentpunkte pro Jahr verstärkt – für einzelne Jahre wie zum Beispiel 2015, den Höhepunkt der EU-Zuwanderung, sogar um mehr (0,3 Prozentpunkte). Die Besetzung von Stellen durch Zuwanderer erhöht die gesamtwirtschaftliche Beschäftigung und führt zu einer zusätzlichen Konsumnachfrage. Sie vermeidet zudem Engpässe auf dem Arbeitsmarkt, die zu höheren Produktionskosten und höheren Preisen geführt und das Wachstum entsprechend reduziert hätten so das Deutsche Institut für Wirtschaft.