Mensch-Beweg Dich!
Ein Neustart für die Gesundheit bedeuten
Auch wenn wir in der Corana-Zeit vielleicht subjektiv einen anderen Eindruck erlangt haben, Bewegungsmangel wird zu einem immer größeren Problem in Deutschland. Waren es laut DKV-Report 2010 noch 60 Prozent, die den Richtwert für körperliche Aktivität erreichten, können sich mit aktuell 43 Prozent nicht einmal mehr die Hälfte aller Deutschen für ausreichend Bewegung begeistern. Damit ebnen sie den Weg für viele zivilisationsbedingte Erkrankungen wie Rückenschmerzen, Übergewicht, Bluthochdruck, verschiedene Krebsarten und Diabetes Typ II. Und die Forscher haben längst die Auswirkung von körperlicher Aktivität auf bestimmte Biomarker untersucht, die mit Herz-Kreis-lauf-Erkrankungen zusammenhängen, so auch die Experten des Deutschen Grünen Kreuz.Die Tatsache, dass körperliche Aktivität das Risiko für das Auftreten von Herzerkrankungen und die damit verbundene Sterblichkeit verringern kann, ist schon lange bekannt. Die genauen Ursachen hierfür haben die Forscher von der Universität Ulm ergründet. Ein Faszinierendes Ergebnis der im „Journal of Epidemiology and Community Health“ veröffentlichten Studie: Bewegung beeinflusst messbar bestimmte Biomarker im Blut zum Guten hin.
Sportmuffel haben nun keine Ausrede mehr: 5 bis 10 Minuten Joggen am Tag kann jeder schaffen, egal wie voll der Terminkalender ist. Den Ansporn für diese „Minisporteinheiten“ gaben amerikanische Forscher, die die Langzeiteinflüsse des Laufens auf die Sterblichkeit bei über 55.000 Erwachsenen untersucht hatten. Dabei prüften sie auch mögliche Dosis-Wirkungszusammenhänge. Sie fanden heraus: Nur 5 bis 10 Minuten tägliches Laufen – und das bei niedriger Geschwindigkeit von weniger als 10 km pro Stunde – sind bereits mit einem erheblich geminderten Risiko für Gesamt- und Herz-Kreislauf-Sterblichkeit verbunden. Die Wissenschaftler hoffen, mit ihren Ergebnissen körperlich inaktive Personen dazu zu motivieren, das Laufen zu beginnen und es beizubehalten.
Und jeder Schritt zählt:
An der Studie nahmen über 1.250 ältere Menschen teil. Eine Woche lang wurden Bewegungsmessungen durchgeführt, die sehr genaue Rückschlüsse auf die tägliche Gehdauer der Probanden zuließen. Anschließend untersuchten die Wissenschaftler Blutproben der Versuchsteilnehmer auf Entzündungsparameter, Nierenfunktionswerte und Marker für die Funktion des Herzens.Anhand der Ergebnisse konnte gezeigt werden, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und der Herz- und Nierenfunktion gibt. Aktivere Menschen hatten günstigere Werte bei den weißen Blutkörperchen, dem C-reaktiven Protein (einem Entzündungsmarker), dem Kreatinin und dem Cystatin C (beides Marker für die Nierenfunktion). Gleiches gilt den Forschern zufolge auch für das Troponin T (einem Marker für Herzmuskelschäden) und einem speziellen Marker für die Pumpfunktionsleistung des Herzens.
Insgesamt waren alle untersuchten Blutwerte bei höherer körperlicher Aktivität besser. Auch unter Berücksichtigung weiterer Einflussfaktoren wie Alter und Begleiterkrankungen waren die Ergebnisse eindeutig. Die neuen Daten unterstreichen eindrucksvoll den Zusammenhang zwischen Gesundheit und Bewegung bei älteren Menschen, so die Forscher.
Klare Leitlinien und ernüchternde Praxis:
Seit Jahren mehren sich die Hinweise, dass moderate körperliche Bewegung in hinreichender Dosis nicht nur bei Gesunden vorbeugend wirkt, sondern auch bereits Herzkranken nutzt. Dies ist in den aktuellen europäischen Kardiologie-Leitlinien klar auch formuliert: Gesunde Erwachsene sollten sich im Alltag 2,5 bis 5 Stunden pro Woche körperlich betätigen. Patienten mit einem akuten Herzinfarkt, nach einer Bypass-Operation, bei stabiler Angina pectoris oder stabiler chronischer Herzinsuffizienz sollen mindestens dreimal wöchentlich – besser jedoch öfter – für jeweils 30 Minuten ein aerobes Training mit moderater bis hoher Intensität durchführen. Doch Fachleute beklagen, dass es an der Umsetzung des gesundheitsfördernden Bewegungstrainings hapert.So findet jeder den Einstieg:
Daher ein Tipp: Walken oder Spazierengehen ist ein Training, das man ganzjährig, überall und bei jeder Witterung ausüben kann. Durch schnelleres oder langsameres Gehen kann man die Intensität der Anstrengung variieren. Diese Sportart eignet sich auch für Menschen, die bereits medizinische Vorerkrankungen haben. Egal, ob zu hoher Cholesterinspiegel oder Blutdruck, ob Herz-Kreislaufprobleme oder Diabetes: Walken ist ein idealer Einstieg in ein gesünderes Leben!Trendsportarten im Vergleich:
Unabhängig vom Alter soll Sport Spaß machen, Körperbewusstsein vermitteln und Abwechslung in den Alltag bringen. Mangelnde körperliche Aktivität wirkt sich aber nicht nur negativ auf die körperliche Gesundheit aus, sondern auch auf das subjektive Wohlbefinden: „Ausreichende Bewegung in der Freizeit gilt als gute Methode zum Stressabbau“, weiß Ingo Froböse, Professor an der Deutschen Sporthochschule in Köln und wissenschaftlicher Leiter des DKV-Reports. „Wer also insgesamt nicht ausreichend körperlich aktiv ist, kann unter Umständen seinen Alltagsstress nur unzureichend kompensieren und demnach anfälliger für psychosomatische Leiden sein.“Besonders alarmierend in diesem Zusammenhang: Insgesamt geben zehn Prozent der Befragten gar keine körperliche Aktivität an, der sie länger als zehn Minuten am Stück nachgehen – weder während der Arbeit noch beim Transport noch in der Freizeit.
Gruppenaktivitäten im Trend:
So zeigt etwa der „Worldwide Survey of Fitness Trends for 2019 “, die jährlich erscheinende, weltweite Umfrage durch US-Sporthochschulen und -verbände zum Thema Fitness-Trends , motivierende Alternativen auf. Während klassische Trainingsformen wie Joggen, Radfahren oder Schwimmen, denen für gewöhnlich allein nachgegangen wird, im aktuellen Jahr weniger Relevanz haben, erlebten Gruppenaktivitäten einen neuen Popularitätsschub. Die konkrete sportliche Disziplin ist dabei nicht definiert. Es kann – je nach Gusto und Altersgruppe – von Spinning über Aerobic bis hin zum Tanzkurs alles sein.Fernseher und Arbeit als Treiber für Sitzenbleiber:
Die Deutschen sitzen wieder länger! Nach einer leichten Verbesserung 2016 legt die Sitzdauer um täglich 30 Minuten auf 7,5 Stunden wieder zu. „Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass lange und wenig unterbrochene Sitzzeiten das Risiko für die Entstehung von zahlreichen Zivilisationserkrankungen erhöhen können,“ so Froböse. „Diese negativen gesundheitlichen Effekte sind nur durch ein sehr hohes Maß an körperlicher Aktivität wieder auszugleichen.“Die Kombination der Vielsitzer (mehr als acht Stunden pro Tag) mit den körperlich inaktiven Personen der Befragung macht deutlich, dass hier fast jeder Dritte die negativen Effekte im Hinblick auf eine gesunde Lebensführung noch verstärkt. Insgesamt 28 Prozent der Befragten outen sich sowohl als Vielsitzer als auch Bewegungsmuffel und verfehlen die Mindestaktivitätsempfehlungen. Fast jeder Dritte sitzt während der Arbeit zwischen vier bis sechs und mehr Stunden täglich. Dies betrifft vor allem jüngere Menschen. „Ein gesundes Verhältnis zu Bewegung fängt bereits im Kindesalter an. Gerade in Kindergärten und Schulen müssen wir das Aktivitätsverhalten prägen“, sagt Clemens Muth, Vorstandsvorsitzender der DKV. „Das große Einmaleins der körperlichen Aktivität steht daher dem Wissen über die Gesetzmäßigkeiten der Schwerkraft in nichts nach.“ (BK)