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Mikroplastik – Die unsichtbare Gefahr
An unseren Küsten und Flussufern und in unseren Meeren finden wir oft Plastikmüll wie Plastiktüten oder Plastikflaschen. Weniger offensichtlich – aber nicht weniger häufig – sind mikroskopisch kleine Kunststoffe: Mikroplastik. Als Mikroplastik werden feste und unlösliche synthetische Polymere (Kunststoffe) bezeichnet, die kleiner als fünf Millimeter sind.
Die Kosmetikindustrie verwendet nicht nur partikuläres Mikroplastik, sondern auch andere Kunststoffe in ihren Produkten. Diese können im Wasser quellbar und zum Teil auch löslich sein. Sie dienen unter anderem als Schleifmittel, Filmbildner, Füllstoff und Bindemittel. Da Abbauwege und Umweltauswirkungen von flüssigen Kunststoffen ungeklärt sind und ein nachträgliches Entfernen aus der Umwelt nicht möglich ist, setzt der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.) sich dafür ein, gemäß dem Vorsorgeprinzip den Eintrag zu verhindern.
Die Kunststoffe aus den Kosmetikprodukten gelangen über die lokalen Abwässer in die Kläranlagen. Diese filtern die entsprechenden Stoffe nur bedingt heraus; ein Teil wird im Klärschlamm zurückgehalten, der Rest gelangt in Meere und Flüsse. Die synthetischen Polymere werden dort von Meeresorganismen gefressen, ziehen Umweltgifte an und sind nicht wieder aus der Umwelt zu entfernen. Sie wurden bereits in Seehunden, Fischen, Muscheln und kleineren Organismen nachgewiesen, die sie passiv oder mit ihrer Nahrung aufnehmen. Daher setzt sich der BUND für ein Verbot von Mikroplastik und anderen Kunststoffen in Kosmetik- und Körperpflegeprodukten ein. 

Dass die Weltmeere in Plastikmüll nahezu „ertrinken“, wissen mittlerweile die meisten Menschen. Weniger bekannt ist, dass auch unsere Binnengewässer mit kleinen Plastikteilchen durchsetzt sind. Das bekräftigt nun eine Pilotstudie in fünf deutschen Bundesländern.
Die Studie hat Gewässer in Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen untersucht. Von den in den Wasserproben analysierten 19.000 Partikeln waren mehr als 4.300 kleine Plastikteilchen; vor allem Mikroplastik, das z.B. aus Kosmetik-Rückständen stammt. Die Proben kommen aus 25 Flüssen und Binnengewässern und wurden an 52 Messstellen im Einzugsgebiet von Rhein (37 Messstellen), Donau (16) und der Weser (1) entnommen. Durchgeführt wurde die Untersuchung von den jeweiligen Landesumweltämtern. Die Ergebnisse der Studie geben damit erstmals einen Überblick über das Vorkommen an Mikroplastik in verschiedenen Regionen Deutschlands. Vom Alpenvorland bis zum Niederrhein, vom Kleingewässer bis zu Deutschlands größtem Fluss: Überall wurden die Forscher*innen fündig. „Es muss von einer zivilisatorischen Grundlast von Mikroplastik in den Gewässern ausgegangen werden“, so ihre Schlussfolgerung. Die Umweltschützer überrascht das Ergebnis nicht. Denn es ist bekannt, dass die Abwasserbehandlung in Deutschland zwar auf einem hohen Stand ist, Kläranlagen Mikroplastik wie bereits erwähnt jedoch nicht vollständig aus dem Wasser entfernen können. Und selbst die Mengen, die im Klärwerk herausgefiltert werden, landen als Klärschlamm auf und in den Böden.

Fast ein Drittel des Mikroplastiks im Meer entsteht durch den Straßenverkehr

Die Problematik von Mikroplastik wird in der öffentlichen Diskussion meist mit Kosmetik- oder Abfallprodukten in Verbindung gebracht. Mit dem Straßenverkehr gibt es jedoch noch eine viel größere Eintragsquelle der Kleinstpartikel in die Umwelt: 1,2 Kilogramm Mikroplastik pro Kopf und Jahr entstehen durch den Reifenabrieb des Straßenverkehrs. Das gilt für Pkw, Lkw, Motorräder wie auch Fahrräder, auch wenn der Reifenabrieb von Kraftfahrzeugen den allergrößten Anteil der Emissionen einnimmt. Das ist fast ein Drittel der Gesamtmenge, die als sogenanntes primäres, kleines Mikroplastik in die Ozeane eingetragen wird. Das Alfred-Wegener-Institut hat jüngst die höchsten Mikroplastikwerte im Schnee in Proben an einer Landstraße in Bayern gefunden – hier lag die Konzentration bei 154.000 Partikeln pro Liter. „Nicht nur aus Sicht des Meeres- und Gewässerschutzes ist das besorgniserregend“, sagt Nadja Ziebarth, Mikroplastik-Expertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Aufgrund der enormen Emissionsmengen in die Meere und Oberflächengewässer, sowie der potentiellen gesundheitlichen Folgen für den Menschen und andere Organismen wird schnell deutlich, dass dringend Maßnahmen zur Reduzierung von Reifenabrieb ergriffen werden müssen.“ Als Mikroplastik-Hauptverursacher unterliegt der motorisierte Straßenverkehr einer besonderen Verantwortung. „Allein durch weniger Individual- und Güterverkehr lässt sich die Menge des Reifenabriebs deutlich reduzieren“, so BUND-Expertin Ziebarth. Da die Menge an Reifenabrieb in direktem Zusammenhang mit der Anzahl betriebener Kraftfahrzeuge steht, wirkt sich eine Verringerung des Individualverkehrs und des straßengebundenen Güterverkehrs direkt mindernd auf die Menge des Reifenabriebs aus.
Gleiches gilt auch für das Gewicht der Kraftfahrzeuge, insbesondere im Bereich der SUV. „Wenn auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) wieder einmal große und schwere Geländewagen angepriesen werden, ignoriert diese Modellpolitik, dass diese Fahrzeugkategorie ein Hauptverursacher von Mikroplastik im Straßenverkehr ist“, so die BUND-Expertin weiter. Denn: Die Menge an entstehendem Reifenabrieb steht in einem linearen Zusammenhang zu dem Gewicht des Fahrzeugs. Ziebarth weiter: „Von leichteren Autos wird weniger Abrieb produziert, weshalb auf besonders schwere Autos verzichtet werden sollte. Auch aus diesem Grund muss endlich ein Umdenken in der Flottenpolitik der Autokonzerne einsetzen.“
Damit Mikroplastik in Folge von Reifenabrieb nicht in Böden und dadurch in den Wasserkreislauf gelangt, bedarf es zudem aus Sicht des BUND eine Verbesserung im Bereich des Straßenbaus und der Straßenreinigung. „Bereits entstandenes Mikroplastik muss durch Reinigungs- und Filtertechnik so gut es geht abgesammelt werden. Zudem brauchen wir Straßenbeläge, die die Abreibung minimieren oder die Abriebpartikel besser halten oder filtern“, so die Mikroplastikexpertin. Eine weitere Umweltschutzmaßnahme ist eine erhöhte Kanalisations- und Kläranlageneffizienz. „Wir müssen so gut es geht verhindern, dass Mikroplastik in den Wasserkreislauf gelangt. Maßnahmen zum Rückhalt der Partikel in Trennwassersystemen und in Kläranlagen müssen deshalb schnellstmöglich durch die Kommunen ergriffen werden“, so Ziebarth. Eine andere Möglichkeit wäre das Abfangen von Partikeln, bevor der Straßenabfluss in die Kanalisation gelangt. „Am wirksamsten ist es doch, Mikroplastikemissionen bereits bei der Ursache zu bekämpfen: Weniger große und schwere Autos, weniger Individual- und Güterverkehr auf der Straße, stattdessen mehr öffentlicher Nahverkehr und mehr Güter auf die Schiene“, so Nadja Ziebarth abschließend.

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