Wie ein Münsteraner in der Krise für gegenseitige Hilfe kämpft.
Dialog mit Gerald Wissel, dem Initiator der Gruppe „Münster for Help“
Wir sprechen heute aus aktuellem Anlass mit dem Münsteraner Gerald Wissel, dem Initiator der Hilfe-Gruppe „MS4H – Münster for Help“, mit der der gelernte Werbekaufmann mit dem Schwerpunkt Eventmarketing seit einigen Wochen auf Facebook bei den Bürgern der Stadt Münster auf hohe Anerkennung und viel Mithilfe stößt, wenn es darum geht, sich gegenseitig zu helfen.
Gerald Wissel ist seit Jahren selbstständiger Gastronom und ist selbst, wie viele Münsteraner von der Krise direkt betroffen. In seinem privaten Umfeld sind auch ältere Menschen der Risikogruppe, was ihn umso mehr angespornt hat, unbürokratisch zu helfen. Durch sein langjährig in vielen Bereichen aufgebautes Netzwerk, versucht der zweifache Familienvater seit geraumer Zeit, vielseitige Hilfe anzubieten, um das neue alltägliche Leben in Münster „etwas besser zu machen”.
Redaktion: “Herr Wissel, Sie haben die Hilfe-Gruppe „MS4H“ ja bereits zu Beginn der Corona-Krise auf Facebook ins Leben gerufen. Wie kam es dazu, was hat Sie bis heute motiviert, sich tagtäglich in so einem hohem Maße für die Mitbürger und Hilfebedürftigen unserer Stadt einzusetzen?“
Gerald Wissel: „Auf meiner letzten „MS 30“ Event-Veranstaltung im Schlossgarten, etwa eine Woche bevor die bundesweiten Maßnahmen aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie in Deutschland in Kraft traten, war das Thema selbstverständlich auch unter den Münsteranern allgegenwärtig. Die Unsicherheit und Angst war extrem groß und viele Menschen hatten irgendeine Theorie zu dem, was da noch kommen könnte. Es wurde u.a. auch viel „gefährliches Halbwissen“ verbreitet und sich gegenseitig eher hochgeschaukelt, als dass es irgendeinen wirklich positiven Effekt gegeben hätte.
Somit versuchte ich gleich am Anfang, meine Mitbürger via Internet darüber zu informieren, sich gegen diese zum Teil absurde „Gerüchteküche“ aufzulehnen und sich stattdessen besser gegenseitig zu helfen. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits im Vorfeld als Gastronom und Event-Veranstalter aufgrund der Pandemie gezwungen, mich wegen der geplanten „MS30 – Party“ im Schlossgarten sehr intensiv mit der Corona-Thematik zu befassen. Somit war ich bereits etwas früher über die aktuelle Lage informiert, als die meisten Mitbürger in Münster. Aus meinem sozialen Pflichtgefühl heraus, beschloss ich also Hilfe und wichtige Informationen über eine öffentliche Facebook-Gruppe in Bewegung zu bringen. Mein Hauptinteresse bestand zunächst vor allem darin, Einkaufshilfen für ältere Menschen und Angehörige der Risikogruppen zu organisieren“.
Redaktion: „Was genau meinen Sie mit „Einkaufshilfen“und wie funktioniert diese?“
Gerald Wissel: „ Also generell unterliegt die Philosophie der von mir gegründeten Hilfegruppe „MS4H“ maßgeblich folgender Idee: Die Hilfesuchenden können sich bei uns melden, gegenseitig vernetzen und zum Ausdruck bringen, wobei sie wie und wann Hilfe benötigen. Ebenso sollen sich andererseits auch die Mitbürger einbringen, die anderen Hilfesuchenden gerne Hilfe bieten möchten. Ich bin heute dankbar und sehr ermutigt, dass so viele Münsteraner dies auch innerhalb der Hilfegruppe tagtäglich tun. Meist geht es um den Einkauf von Lebensmitteln für die Risikogruppen. Wir haben aber auch z.B. einen Fernseher eines Hilfesuchenden wieder in Gang gebracht.
Ich habe zudem in mehreren Nachtschichten gemeinsam mit dem Münsteraner Studenten Ajay Kumar ein Programm entwickelt, mit dessen Technologie wir nun auf einer virtuellen Karte den Hilfesuchenden mit dem am nächsten befindlichen Helfer anzeigen und vernetzen können. So konnten wir bisher immer innerhalb von nur wenigen Minuten die Verbindung zwischen Hilfesuchendem und Helfer herstellen. Dadurch sind schon sehr viele „Hilfe-Patenschaften“ entstanden, weil diese „Paare“ dann meist auch weiter einander helfen. Auch ganze Wohnheime konnten wir so schon optimal mit Hilfe versorgen“.